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   Für das Wohlbefinden und die persönliche Lebenszufriedenheit im Alter sind viele Faktoren ausschlaggebend. Eine sinnvolle Aufgabe und ein harmonisches soziales Umfeld sind neben der Bewältigung von beruflichem und privatem Stress wesentlich.

 

   Was aber, wenn im Herbst des Lebens immer weniger Aufgaben zu erfüllen sind? Dem langen Arbeitsleben folgt die Rente und mit ihr oftmals das Gefühl, nicht mehr gebraucht zu werden. Und selbst Hobbys können nicht immer über eine möglicherweise entstandene Leere im Tagesablauf hinweghelfen. Ein Haustier kann dazu beitragen, die Lebensfreude im Alter zu steigern. Denn das Versorgen von Tieren und der Umgang mit den pelzigen oder gefiederten Lieblingen ist nicht nur eine sinnvolle Beschäftigung. Auch eigene pflegerische Fähigkeiten können im Umgang mit dem Tier entwickelt und geübt werden. Dies stärkt wiederum Selbstvertrauen und Selbstachtung.

   Das Tier wird schnell zum Kommunikationspartner. Viele Menschen sprechen ihre Tiere laut an und interpretieren aus den Reaktionen und der Mimik des Tieres eine Antwort. Besonders gelehrig zeigen sich dabei Hunde, die schon seit Jahrtausenden treue Begleiter des Menschen sind. Ein Tier hilft jedoch auch, zwischenmenschliche soziale Kontakte aufzubauen. Hinzu kommt noch, dass durch intensives regelmäßiges Training, wie beim Spaziergang mit einem Hund, auch eine Verbesserung des körperlichen Zustandes erreicht werden kann. Dies trifft sowohl auf die geistige wie auch auf die körperliche Leistungsfähigkeit zu.

   Auch in Senioreneinrichtungen müssen Bewohner nicht zwangsläufig auf ihre lieb gewonnenen tierischen Gefährten verzichten. Viele Einrichtungen haben mittlerweile den therapeutischen Wert erkannt. „Oftmals sind es Faktoren wie Altersbeschwerden, Erkrankungen oder Behinderungen, die den dritten Lebensabschnitt erschweren können. Aber auch die Änderung des sozialen und familiären Umfeldes könne zu depressiven Verstimmungen führen. So zum Beispiel, wenn der Umzug in eine Senioreneinrichtung unvermeidlich geworden ist“, weiß Ergotherapeut Stephan Piper aus Ganderkesee. „Die Betroffenen müssen sich nach Jahrzehnten selbstbestimmten Lebens in den eigenen vier Wänden erst in der neuen Umgebung eingewöhnen. Darum sind sie häufig schüchtern, unsicher oder fühlen sich einsam oder gar nutzlos“, weiß der Therapeut aus seiner geriatrischen Erfahrung. „In dieser instabilen Gemütsphase ist es für sie oftmals nicht möglich, soziale Kontakte zu den ‚fremden‘ Menschen in der neuen Umgebung einzugehen oder aufzubauen“, berichtet Piper.

   Gerade an diesem Punkt seien Tiere in Pflegeheimen besonders wichtig, um einer Depression entgegenzuwirken, unterstreicht der Ergotherapeut und berichtet von seinem Konzept, mit dem er Senioren im Alten- und Pflegeheim „Waldesruh“ in Immer (Gemeinde Ganderkesee) erfolgreich die Angst vor Veränderungen nimmt: „Wir haben mehrere Katzen, die sind echte ‚Eisbrecher‘. Sie helfen bei einer positiven psychologischen Verarbeitung des Alleinseins. Man könnte sie sogar als ein Hilfsmittel für gute Laune bezeichnen“, meint er. Denn allein durch ihre Anwesenheit forderten Tiere von den Bewohnern bereits eine Reaktion. Die fällt zumeist positiv aus: Ein weiches Fell oder das Schnurren einer Katze lösen bei den Senioren Freude und das Bedürfnis aus, das Tier zu streicheln. „Das kann sie sogar von ihren Schmerzen oder Angstzuständen ablenken“, berichtet der Ergotherapeut.

   Auch das Selbstwertgefühl steigt: „Einem Tier schreiben wir zu, uns so zu nehmen, wie wir sind. Erhält das Tier von uns Zuwendung, sucht es die Nähe des betreffenden Menschen auf, ohne von ihm eine Gegenleistung für seine Freundlichkeit zu verlangen“, weiß Piper.

   Quelle: Nordwest-Zeitung, Verlagsbeilage "Einfach tierisch", 20.04.2007