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Implantat soll Kastration ersparen

Ein kleines Verhütungsimplantat für Rüden steht kurz vor der Zulassung in Europa. Es wird zwischen den Schulterblättern eingesetzt und unterdrückt die Produktion von Spermien. Tierärzte warnen jedoch vor möglichen, bislang wenig untersuchten Langzeitfolgen.

   London - Der Hersteller des Implantats für männliche Hunde ist naturgemäß voll des Lobes für sein Produkt. Gleich sechs gewichtige Vorteile nennt das australische Biotech-Unternehmen auf seiner Webseite. So sei die Unfruchtbarkeit reversibel, so dass der Rüde nach Ablauf der sechs Monate problemlos wieder für die Zucht eingesetzt werden könne. Auch sei für das Einsetzen des Implantats lediglich ein winziger Eingriff nötig, für den keine Narkose benötigt wird. Bisher seien außerdem keine Nebenwirkungen beobachtet worden. Zudem verliere der Hund aggressive Verhaltensweisen, weil das Implantat auch die Testosteronproduktion hemme.

   Das Mittel namens Suprelorin soll bereits in wenigen Wochen in Europa auf den Markt kommen, berichtet das Wissenschaftsmagazin "New Scientist" (14. Juli, S. 15). Der Wirkstoff des Implantats setzt an der Hypophyse, der Hirnanhangdrüse, an. Dort stimuliert er Andockstellen für ein Hormon namens GnRH so stark, dass sie auf die körpereigenen Hormonspiegel nicht mehr reagieren. Die Folge: Die Botenstoffe, die normalerweise den Befehl für die Produktion von Spermien oder die Bildung des Geschlechtshormons Testosteron übermitteln, werden nicht freigesetzt, so dass der Körper weder Keimzellen noch das Hormon bilden kann.

   Wissenschaftler geben allerdings zu bedenken, dass es noch keine Erfahrungen beim längerfristigen Gebrauch solcher Mittel gebe. Auf Dauer könnte es, ähnlich wie bei den oralen Varianten, die es bereits seit Jahren gibt, zu Komplikationen wie beispielsweise Tumorerkrankungen oder Infektionen kommen, glaubt etwa David McDowell, Berater des britischen Tierschutzvereins Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals.

   Während das Mittel in Australien und Neuseeland schon seit einigen Jahren erhältlich ist, steht die Zulassung in Europa und den USA noch aus. Die Europäische Arzneimittelbehörde EMEA hat jedoch bereits eine Empfehlung ausgesprochen, das Implantat zuzulassen, so dass innerhalb der nächsten Wochen mit einer Markteinführung gerechnet werden kann. Über die Kosten gibt es allerdings noch keine Angaben. In Australien kostet eine Halbjahresdosis aktuell zwischen umgerechnet 35 und 55 Euro.

   In Zukunft will der Hersteller ähnliche Präparate auch für Katzen und weibliche Hunde entwickeln, berichtet der "New Scientist". Auch der Einsatz bei anderen Tierarten, etwa in Zoos für die Geburtenkontrolle, werde derzeit geprüft. Seit kurzem ist in Australien außerdem ein Implantat erhältlich, dessen Wirkung zwölf statt der bisherigen sechs Monate anhält.

   Quelle: http://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/0,1518,493905,00.html - 12. Juli 2007