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Wissenschaft - Leinen- & Maulkorbzwang - Wissenschaftler & Tierärzte
Gutachten, Stellungnahmen und andere Publikationen von Wissenschaftlern und praktizierenden Tierärzten zum Thema Leinen- und Maulkorbzwang.
Auswirkung von Leine und Halsband auf das Verhalten des Hundes
Jörg Tschentscher
... Hunde verständigen sich untereinander vor dem ersten (Körper) Kontakt visuell. Hierbei tauschen Sie schon Informationen (optische Einschätzung des Gegenübers) aus. Die Körpersprache signalisiert, wie das Aufeinandertreffen ablaufen soll bzw. muss. Es werden normalerweise schon visuell Rangordnungsfragen (Auswertung der Körpersprache und Mimik zur Klärung der Durchsetzbarkeit der eigenen Ansprüche) geklärt, die Hunde kommunizieren. Durch das Kurzhalten (Verkürzung der Halter-Hund-Distanz) wird aber die Körpersprache des Hundes schon stark verändert, der Hund kann sich gar nicht mehr äußern, er wird in eine Körperposition gebracht, welche vielfach nur einen Schluss für den entgegen kommenden Hund zulässt. "Ich muss mich rüsten, der andere ist bereit zu kämpfen!"
Überlegungen zu den möglichen Auswirkungen von ständigem Leinen- und Maulkorbzwang
A. Univ. Prof. Dr. Irene Stur
Veterinärmedizinische Universität, Wien
Die Verpflichtung, einen Hund außerhalb des eigenen Wohnbereiches ausschließlich an der Leine und mit Maulkorb zu führen mag auf den ersten Blick als sinnvolle Maßnahme im Rahmen der Gefahrenabwehr erscheinen. Es gibt aber eine Reihe von Argumenten aus dem Bereich des Tierschutzes aber auch der Gefahrenabwehr, die gegen eine solche Maßnahme im Rahmen der allgemeinen Prävention sprechen.
Auch ein Maulkorbzwang ist nicht artgerecht
Prof. Dr. Günter Pschorn
Präsident der Bundestierärztekammer
Die Möglichkeit der pauschalen Anordnung eines Anlein- und Maulkorbzwanges lässt die von Fachleuten auf dem Gebiet der Verhaltenskunde vertretene These völlig außer acht, wonach sich ungefährliche und gutmütige Hunde durch den Zwang, nur angeleint bzw. mit Maulkorb ausgeführt werden zu dürfen, erst zu aggressiven und schwer kontrollierbaren Tieren entwickeln können. Eine umfassende Anleinpflicht ist für große Hunde eine fortwährende Bewegungseinschränkung. Gegebenenfalls, verstärkt durch das ständige Tragen eines Maulkorbs, kann sie nicht mehr als artgerechte Hundehaltung bezeichnet werden.
(Quelle: "Leinenzwang, eine Fessel für den Hund" – Interessengemeinschaft Deutscher Hundehalter e.V.)
Ethologische Grenzen einer generellen Anleinpflicht
Dipl.-Biologe Frank in der Wieschen
Ethologe / Tierverhaltenstherapeut, Extertal
Jeder qualifizierte Ansatz, der sich mit dem Leinenzwang beschäftigt, hat nicht nur von Überlegungen zu menschlichen Umweltbedürfnissen auszugehen, sondern muss ebenso gewissenhaft die biologischen Ansprüche berücksichtigen, die von Hunden an ihre Umgebung gestellt werden.
Ein schwerer Verstoß gegen das Tierschutzgesetz
Dr. Dorit Feddersen-Petersen
Fachtierärztin für Verhaltenskunde / Ethologin, Kiel
Der Paragraph des bundesdeutschen Tierschutzgesetzes, der sich mit der Haltung, Pflege und Unterbringung von Tieren auseinandersetzt, ist der Paragraph 2, die sogenannte Tierhalternorm. Er besagt, dass derjenige, der ein Tier hält, betreut oder zu betreuen hat, dieses seiner Art und seinen Bedürfnissen entsprechend angemessen ernähren, pflegen und verhaltensgerecht unterbringen muss; er darf die Möglichkeit des Tieres zu artgenmäßer Bewegung nicht so einschränken, dass diesem Schmerzen oder vermeidbare Leiden oder Schäden zugefügt werden.
Verhaltensstörungen durch das Anleinen
Prof. Dr. Jürgen Unshelm
Lehrstuhl für Tierhygiene und Verhaltenskunde
der Ludwig-Maximilians-Universität, München
Die bisher geltende Verordnung zum Halten von Hunden schreibt eine tägliche mindestens 60minütige Laufmöglichkeit für Hunde vor. Von Anleinen ist dabei nicht die Rede.
Stellungnahme zum Maulkorb- und Leinenzwang nach Nds. GefTVO
Frau Dr. W. Bohnet
Tierschutzzentrum
Tierärztliche Hochschule Hannover
Nicht nur für die soziale Entwicklung des Junghundes sind Auseinandersetzungen mit Umweltreizen und Sozialpartnern (Menschen und Artgenossen) wichtig, sondern auch für das Wohlbefinden des erwachsenen Hundes. Hackbarth u. Lückert (2000) definieren Wohlbefinden folgendermaßen: "Wohlbefinden liegt dann vor, wenn ein Tier frei von negativen Empfindungen ist...